2. Das alte, gute Recht

[64] Wo je bei altem, gutem Wein

Der Württemberger zecht,

Da soll der erste Trinkspruch sein:

Das alte, gute Recht!
[64]

Das Recht, das unsres Fürsten Haus

Als starker Pfeiler stützt

Und das im Lande ein und aus

Der Armut Hütten schützt.


Das Recht, das uns Gesetze gibt,

Die keine Willkür bricht;

Das offene Gerichte liebt

Und giltig Urteil spricht.


Das Recht, das mäßig Steuern schreibt

Und wohl zu rechnen weiß,

Das an der Kasse sitzen bleibt

Und kargt mit unsrem Schweiß.


Das unser heil'ges Kirchengut

Als Schutzpatron bewacht,

Das Wissenschaft und Geistesglut

Getreulich nährt und facht.


Das Recht, das jedem freien Mann

Die Waffen gibt zur Hand,

Damit er stets verfechten kann

Den Fürsten und das Land.


Das Recht, das jedem offen läßt

Den Zug in alle Welt,

Das uns allein durch Liebe fest

Am Mutterboden hält.


Das Recht, des wohlverdienten Ruhm

Jahrhunderte bewährt,

Das jeder, wie sein Christentum,

Von Herzen liebt und ehrt.


Das Recht, das eine schlimme Zeit

Lebendig uns begrub,

Das jetzt mit neuer Regsamkeit

Sich aus dem Grab erhub.


Ja! wenn auch wir von hinnen sind,

Besteh es fort und fort[65]

Und sei für Kind und Kindeskind

Des schönsten Glückes Hort!


Und wo bei altem, gutem Wein

Der Württemberger zecht,

Soll stets der erste Trinkspruch sein:

Das alte, gute Recht!


Quelle:
Ludwig Uhland: Werke. Band 1, München 1980, S. 64-66.
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Als Hoffmanns Verleger Reimer ihn 1818 zu einem dritten Erzählzyklus - nach den Fantasie- und den Nachtstücken - animiert, entscheidet sich der Autor, die Sammlung in eine Rahmenhandlung zu kleiden, die seiner Lebenswelt entlehnt ist. In den Jahren von 1814 bis 1818 traf sich E.T.A. Hoffmann regelmäßig mit literarischen Freunden, zu denen u.a. Fouqué und Chamisso gehörten, zu sogenannten Seraphinen-Abenden. Daraus entwickelt er die Serapionsbrüder, die sich gegenseitig als vermeintliche Autoren ihre Erzählungen vortragen und dabei dem serapiontischen Prinzip folgen, jede Form von Nachahmungspoetik und jeden sogenannten Realismus zu unterlassen, sondern allein das im Inneren des Künstlers geschaute Bild durch die Kunst der Poesie der Außenwelt zu zeigen. Der Zyklus enthält unter anderen diese Erzählungen: Rat Krespel, Die Fermate, Der Dichter und der Komponist, Ein Fragment aus dem Leben dreier Freunde, Der Artushof, Die Bergwerke zu Falun, Nußknacker und Mausekönig, Der Kampf der Sänger, Die Automate, Doge und Dogaresse, Meister Martin der Küfner und seine Gesellen, Das fremde Kind, Der unheimliche Gast, Das Fräulein von Scuderi, Spieler-Glück, Der Baron von B., Signor Formica

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