Der Luxus

[125] Mit einer buhlerischen Zofe

Der Venus, die mit ihm vom Hofe

Zu Paphos insgeheim entflohn,

Erzielte Plutus einen Sohn.

Ein hübsches Kind, das seine Tante

Fortuna selbst ein Wunder nannte

Und Luxus hieß. Doch sagte schon

Der klügste seiner sieben Pathen,

Ein alter Augur, zum Papa,

Der Junge würde schlecht gerathen.

Er sog so derb an der Mama,

Die selbst die geile Brust ihm reichte,

Daß, ehe sie ihn jährig sah,

Die Schwindsucht ihr die Wangen bleichte.

Als Jüngling wälzte sich der Gauch

In Schwelgerey, hielt Concubinen,

Gab Feste, brämte seinen Bauch,

Und schickte des Papa Zechinen

Für Dunst nach Ost und Westen ab.

Als dieser ihm mit ernsten Mienen

Den weisen Rath zu sparen gab,

Erschlug ihn der verruchte Bube.[126]

Nach Beute schnaubend, wie ein Bär,

Drang er in seine Wechselstube,

Und fand statt einer Silbergrube,

Die Kisten und die Schränke leer.

Nun ward ihm wohl ein wenig bange:

Doch er verkaufte, borgte, stahl;

Allein auch das trieb er nicht lange,

Und starb zuletzt im Hospital,

Als Mörder seiner selbst, am Strange.

Quelle:
Gottlieb Konrad Pfeffel: Poetische Versuche, Erster bis Dritter Theil, Band 3, Tübingen 1802, S. 125-127.
Lizenz:
Kategorien:
Ausgewählte Ausgaben von
Fabeln und Erzählungen
Politische Fabeln und Erzählungen in Versen
Fabeln Und Poetische Erzählungen, Volume 2 (German Edition)
Fabeln Und Poetische Erzählungen, Volume 1 (German Edition)