Lied der Jungen

[120] Wir rüsten zum Kampf, zur letzten Wehr,

wir Volk, wir Freien, wir Jungen!

Herbei aus der Schule, der Werkstatt, dem Heer!

Wir dulden die Herrschaft der Junker nicht mehr,

die uns ins Elend gezwungen.

Die Fackeln leuchten himmelan:

Dem Volk, der Jugend freie Bahn!


Sie haben uns lange genug genarrt,

verführt, geplündert, bestohlen.

Wir haben's gelitten – und litten zu hart.

Jetzt gilt's, aus den Händen der Gegenwart

den Preis der Zukunft zu holen.

Der März bricht an. Es birst das Eis.

Die Freiheit ist des Kampfes Preis.
[120]

Uns ängstet kein Feind im Nachbarland.

Wir ziehen nicht aus zum Erobern.

Die Völker der Erde sind herzensverwandt.

Den Brüdern drüben die Bruderhand,

die Fäuste den Junkern und Obern!

Das eigne Land ist zu befrein –

die Jungen sollen Führer sein!


Für Freiheit und Volk! – Zum Kampf, wer jung

und stark der Zukunft ergeben!

Die Waffe des Volks ist der stürmende Schwung

der unverbrauchten Begeisterung.

Die Jugend hoch und das Leben!

Zur letzten Wehr! Bald sind wir frei.

Los von der Junkertyrannei!

Quelle:
Erich Mühsam: Ausgewählte Werke, Bd.1: Gedichte. Prosa. Stücke, Berlin 1978, S. 120-121.
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